Stiellähme – Lexikonartikel

Stiellähme ist eine Störung der Zellstruktur der Traubenstiele/Traubenkämme bei Weinreben und gehört zur Gruppe der physiologische Störung der Rebe. Das abgestorbene Stielgerüst wird häufig vom Pilz Botrytis befallen und äußert sich in der ungewollten Grauschimmelfäule. Folge ist, dass das Stielgerüst keinen mechanischen Halt mehr gibt und Teile oder ganze Trauben zu Boden fallen (Bodentrauben). Die ersten Symptome treten schlagartig nach Beginn der Reife auf (Stadium 81 gemäß BBCH-Skala für Weinreben) und betreffen insbesondere die Hauptachse des Traubengerüsts. Die derart betroffenen Trauben stellen meist – abhängig vom Stadium bei Erstbefall – die weitere Reifeentwicklung ein, was neben den Quantitätseinbußen, auch zu starken Qualitätseinbußen führt, wobei es bei weißen Trauben in späteren Stadien auch zu Qualitätssteigerungen kommen kann.

Das Schadensausmaß ist jährlich unterschiedlich, wobei der Standort, die Rebsorte und die verwendete Unterlagsrebe entscheidend sind. Anfällig für die Stiellähme sind besonders die Sorten Riesling , Blaufränkisch, Blauburger, Welschriesling, Muskateller, Müller Thurgau, Traminer, Gutedel, Trollinger, Roeslier sowie Cabernet Sauvignon. Aber auch die Rebsorten Faber, Perle von Alzey, Rieslaner, Segalin und Sirius sind überdurchschnittlich anfällig.

 

Ursachenkomplex

Fördernd und auslösend wirken:

  • Magnesiummangel oder ungünstiges Kalium/Magnesium-Verhältnis von über 5:1 im Traubengerüst: ein Magnesiummangel schwächt die Photosynthese der Pflanze, verringert die Proteinsynthese und verlangsamt den Energiestoffwechsel. Kalium kann die Aufnahme und den Weitertransport des Mangnesiums in der Pflanze behindern.
  • zu dichte Laubmasse und damit einhergehende mangelnde Belichtung der Trauben
  • starkes vegetatives Wachstum: ein zu starkes Triebwachstum behindert einen guten Fruchtansatz sowie die Bildung eines kräftigen Traubengerüsts.
  • starke Witterungsumschwünge zur Blütezeit begünstigen das Auftreten
  • häufiger Wechsel zwischen Trockenzeiten und hohen Niederschlagsmengen
  • flachgründige Böden

Die trockenstressempfindliche Unterlagsrebe SO4, welche auch noch ein geringes Mg-Aufnahmevermögen besitzt, fördert die Stiellähme und die Traubenwelke

Grauschimmelfäule – Lexikonartikel

Die Grauschimmelfäule (Botrytis cinerea, Syn.: Botryotinia fuckeliana) auch Graufäule, Grauschimmel oder Edelfäulepilz, ist ein Schimmelpilz aus der Gattung Botrytis. Er ist der einzige generalistische Parasit der Gattung, der als Pflanzenschädling über 235 Wirtspflanzen befällt. Besondere Bedeutung hat er im Weinbau, wo er die Edelfäule und die Rohfäule auslöst.

Beschreibung

Das Myzel ist gräulich oder bräunlich. Die Träger der Konidien sind septiert und mehr oder weniger verzweigt. Die Sporen sitzen an den Zweigenden. Durch reichliche Bildung von Konidien wird ein grauer bis schwärzlicher, häufig staubender, Pilzrasen ausgebildet. Die Konidien werden etwa neun bis zwölf Mikrometer lang und zwischen sechs und zehn Mikrometer breit.

Sehr selten werden in oder an Pflanzenteilen schwarze, innen weiße, Sklerotien ausgebildet, aus denen dann ein gestielter, kelch-, becher- oder schüsselförmiger Apothecium genannter Fruchtkörper entspringt. Hier werden die Ascosporen ausgebildet.

Ökologie

Wie alle Botrytis-Arten lebt die Grauschimmelfäule als Parasit, dabei induziert sie die Apoptose der befallenen Zellen im befallenen Gewebe der infizierten Pflanzen. Dies führt zum fortschreitenden Zerfall des Gewebes (Fäule). Alle anderen Arten der Gattung sind dabei auf eine oder wenige Wirte spezialisiert, nur die Grauschimmelfäule kann als Generalist mehr als 235 Wirtspflanzen befallen.

Die Art kann sich sexuell fortpflanzen, tut dieses aber nur sehr selten. Die Konidien werden über den Wind verbreitet. Die Pilze überwintern als Mycel im Boden innerhalb der faulenden Pflanze, oder bei generativer Vermehrung als Sklerotien.

Botrytis und der Mensch

Die Grauschimmelfäule ist ein bedeutender Phytopathogen, der hohen Schaden an vielen wichtigen Agrarerzeugnissen verursacht. Der Pilz wird häufig chemisch, zum Beispiel mit Fenbutatin-oxid, Pyrimethanil, Fludioxonil, Cyprodinil oder Fenhexamid bekämpft.

Für die menschliche Gesundheit stellt die Grauschimmelfäule vor allem durch sein hohes allergenes Potential eine Gefährdung dar.

Botrytis im Weinbau

Grauschimmelfäule als Edelfäule auf Riesling-Weinbeeren.

Im Weinbau kann sein Auftreten große Schäden verursachen. Auf unreifen Weinbeeren ruft er die gefürchtete Rohfäule hervor. Die befallenen Trauben werden dann nicht mehr reif und sind für die Weinherstellung unbrauchbar.

Wenn sich die Grauschimmelfäule jedoch bei trockenem, warmem Herbstwetter auf voll ausgereiften Traubenbeeren entwickelt, so kann er sich durchaus positiv auswirken. Der Pilz perforiert die Beerenhaut und erhöht deren Wasserdurchlässigkeit (Wasserpermeabilität), was die Verdunstung von Wasser begünstigt, während die restlichen Inhaltsstoffe der Traube zurückbleiben. In der Traube steigt dabei nicht nur die Konzentration an Zucker, sondern insbesondere auch die der charakteristischen traubeneigenen Geschmacks- bzw. Aromastoffe. Dies führt zu einer erheblichen Steigerung der Qualität des Weines, man spricht daher auch von Edelfäule.

Für die Sektherstellung wird üblicherweise Wein von Trauben verwendet, die nur in geringem Umfang von Botrytis befallen waren.

Roter Brenner – Lexikonartikel

Der Rote Brenner ist eine im Weinbau vorkommende Pflanzenkrankheit, die sich durch versengt erscheinende Flecken auf den Blättern zeigt. Sie gehört zur Familie der Brenner-Krankheiten (Anthraknose). Verursacht wird diese Krankheit durch den Pilz Pseudopezicula tracheiphila (Syn. Pseudopeziza tracheiphila Müll.-Thurg.), der je nach Auffassung zur Familie Helotiaceae oder Dermateaceae gerechnet wird. Er kann mittels Fungiziden bekämpft werden.

Beschreibung und Biologie

Der Befall durch den Pilz zeigt sich bei weißen Rebsorten durch zunächst ölige, später bräunlich Flecken mit gelbem Rand, bei roten Rebsorten durch rubinrote Flecken. Im Gegensatz zum ähnlichen Erscheinungsbild des Falschen Mehltaus sind die Flecken stets durch Blattadern begrenzt und an den Rändern deshalb oft keilförmig. Das befallene Gewebe trocknet aus und stirbt ab.

Die Flecken entstehen dadurch, dass der Pilz die Wasserleitungen des Blattes verstopft. Die befallenen Stellen sterben dadurch ab. Bei starken Befall fällt auch das ganze Blatt ab.

Der Pilz überwintert im abgeworfenen Laub. Im Frühling bildet er bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit und Temperaturen über 10 °C schwärzliche, schüsselförmige Fruchtkörper mit einem Durchmesser von 0,5 mm. Diese setzen, insbesondere nach Niederschlägen im April und Mai, Nebensporen frei, die die frischen Blätter der Weinpflanzen befallen. Hoher Infektionsdruck erhöht die Gefahr einer verstärkten Verrieselung der Gescheine.

Verrieselung – Lexikonartikel

Bei der Verrieselung im Weinbau werden ungewöhnlich viel Blüten (Ausrieseln) oder kleine Beeren von Stielgerüst abgestoßen. Normalerweise liegt der Anteil der Blüten, die sich zu Beeren entwickeln je nach Rebsorte bei lediglich 30 bis 60 Prozent (= Durchblührate). Dies ist normal, da die Rebe unmöglich alle Früchte zur Vollreife bringen könnte. Die Verrieselung ist eine Befruchtungsstörung und zählt damit zur Familie der physiologischen Störungen der Weinrebe. Die Befruchtungsstörung kann bis ca. 3 Wochen nach der Blüte auftreten. Häufig spielen die klimatischen Bedingungen während dieser Zeit eine wichtige Rolle. Als Resultat der Verrieselung kommt es zu Kleinbeerigkeit und damit zu einer Ertragsminderung. Einige Rebsorten wie Grenache, Malbec, Merlot aber auch Ortega und Muskat-Ottonel neigen verstärkt zum Verrieseln.

Ursache und Wirkung

Für das Aufblühen der Rebe (Stadium 61 gemäß der BBCH-Skala für Weinreben) muss die mittlere Tagestemperatur mindestens 15 °C besser jedoch 20 – 25°C betragen. Beim Aufblühen erfolgt die Bestäubung der Blüten. Zu einem Beerenansatz kommt es, wenn mindestens eine Samenanlage in einem Fruchtknoten befruchtet wird. Ohne Befruchtung durch den Pollenschlauch können sich kleine kernlose Jungfernbeeren bilden. Insbesondere die Rebsorten Huxelrebe und Gewürztraminer neigen zur Bildung von Jungfernbeeren.

Das Verrieseln, also das Abstoßen von Blüten oder kleinen Beeren kann viele Ursachen haben. Allen Ursachen gemein ist eine Störung der Kohlenhydratversorgung im Pflanzengewebe:

  • Klimatische bedingungen: Regen, Kälte aber auch große Hitze während der Blüte können die Entwicklung der Eizelle, die Bestäubung oder die Befruchtung stören.
  • Lichtmangel, starkes Entblättern des Rebstocks, Chlorose oder Hagelschlag während der Blüte beeinträchtigen die Versorgung der Gescheine mit Assimilaten.
  • Nährstoffmangel oder -überschuss kann zu einer Beeinträchtigung der Befruchtung führen. Dem Bor kommt bei der Befruchtung eine bedeutende Rolle zu. Aber auch ein Mangel der Elemente Molybdän, Zink oder Phosphor senkt die Durchblührate.
  • Unangepasste Wüchsigkeit (übermäßiges oder zu schwaches Wachstum) durch schlechten Rebschnitt, eine unangepasste Reberziehung oder die falsche Unterlagsrebe kann zur Verrieselung führen.
  • Die Behandlung der Reben mit Kupfer (→ Bordeauxbrühe), hoch dosiertem Netzschwefel oder Blattdünger lösen das Abstoßen der Blüten oder Beeren aus.
  • Der unsachgemäße Einsatz von Herbiziden, ein zu hoher Anteil von Schadgasen wie zum Beispiel Schwefeldioxid aber auch diverse Schadorganismen wie der Rote Brenner oder Eutypiose können Verursacher sein. Übermäßige Verrieselung kann aber auch Symptom der Reisigkrankheit sein.

Maßnahmen

Die Rebsorte ist anfällig gegen das Verrieseln. Die moderne Klonselektion sorgt für eine partielle Abhilfe.

Der Einfluss des Winzers ist beschränkt. Es fällt meist schwer auf Rebsorten wie Gewürztraminer, Merlot oder Malbec zu verzichten. Im Rahmen moderner Klonselektion gelingt es jedoch, weniger anfälligere Spielarten der genannten Rebsorten herauszufiltern.. Das Ausdünnen überzähliger Triebe kann den Närstoffmangel je Traube senken. Ein probates Mittel stellt die Triebspitzenkappung dar um die Kraft der Rebe auf die bereits gebildeten Gescheine zu richten.

Durch die Auswahl geeigneter Unterlagsreben kann die Wüchsigkeit der Rebe auf die Bedingungen vor Ort angepasst werden.

Pierre-Marie-Alexis Millardet – Lexikonartikel

Pierre-Marie-Alexis Millardet (* 13. Dezember 1838 in Montmirey-la-Ville, Département Jura; † 15. Dezember 1902 in Bordeaux) war ein französischer Mediziner und Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Millardet“.

Leben und Wirken

Millardet besuchte zunächst das Collège de l’Arc in Dole, später in Besançon. Danach studierte er Medizin sowie Naturwissenschaften an den Universitäten Freiburg und Heidelberg. Er kehrte anschließend wieder nach Frankreich zurück und wurde 1868 Professor für Botanik an der Universität Université de Strasbourg. 1870 wechselte er an die Université de Nancy.

1874 wurde er in einen Ausschuss berufen, der vom französischen Staat beauftragt war, die Ursachen der Reblauskrankheit der Reben sowie deren Bekämpfung aufzuklären. Millardet hatte erstmals vorgeschlagen, europäische Edelreiser auf Unterlagen aus amerikanischen Rebpflanzen zu pfropfen, um so den Generationswechsel der Reblaus zu stören.

1876 erhielt Millardet einen ruf auf den Lehrstuhl für Botanik an die Universität Bordeaux. Dort beschäftigte er sich mit der Züchtung von Rebhybriden und schuf dabei auch einige neue Unterlags-Reben. Durch einen Zufall entdeckte er die Bordelaise pulpe als Mittel gegen den falschen Mehltau, einer Pilzkrankheit, die aus Amerika eingeschleppt worden war und in einigen europäischen Wein-Anbaugebieten zu verheerenden Einbußen geführt hatte.

Millardet hatte bemerkt, dass die Rebstöcke eines Weingartens mit dieser Krankheit befallen waren, der benachbarte Weingarten jedoch nicht – wobei die Trauben dieser gesunden Rebstöcke von einer hellblauen Schicht bedeckt waren. Er befragte den Winzer und dieser meinte, dass er die Weintrauben mit einer Mischung von Kalkmilch und Kupfersulfat spritzte. Millardet entwickelte dieses Rezept zusammen mit seinem Chemie-Kollegen Ulysse Gayon weiter.

Im Gedenken an diese Entdeckung wurde Millardet 1902 in Bordeaux eine Bronzebüste aufgestellt.

Grauburgunder – Lexikonartikel

Grauburgunder

Grauburgunder (auch: frz. Pinot Gris, ital. Pinot Grigio oder Ruländer) ist eine WeißweinRebsorte. Obwohl die Haut der Beeren rötlich bis rot gefärbt ist, wird sie den weißen Sorten zugeordnet.

Nachdem sie aus dem Burgund oder aus der Champagne nach Deutschland gebracht wurde, soll sie 1711 von einem Kaufmann aus Speyer namens Johann Seger Ruland in einem aufgelassenen Weinberg gefunden worden sein. Nachdem er den Wert der Sorte erkannte, sorgte er für eine Verbreitung des Grauburgunders.

Grauburgunder ist eine Mutation des Spätburgunders bzw. Blauburgunders aus der vielfältigen Familie der Burgunder.

Als Pinot Gris ist er in Frankreich und in Australien weitverbreitet, darüber hinaus in Deutschland und Österreich als Grauburgunder, in Italien als Pinot Grigio, im Wallis als Malvoisie, im Elsass früher als Tokay. Seit einer Klage der Winzer des ungarischen Weinbaugebiet Tokajer darf der Synonym-Name Tokay oder Tokay d’Alsace nach geltendem EU-Recht nicht mehr verwendet werden.

Der Grauburgunder liefert säurearme, aber körper- und extraktreiche Weißweine mit einem in der Regel eher hohen Alkoholgehalt. In einigen Regionen (Kaiserstuhl) gehört er zu den Sorten, die Spitzenqualitäten ermöglichen.

Die aus dem Grauburgunder gekelterten Weine besitzen meistens eine kräftige goldgelbe Farbe, bei sehr guten Qualitäten kann man manchmal auch leichte Brauntöne wahrnehmen. Der Ruländer weist einen leichten Apfelton auf und hat eine schöne Frische. Man kann ihn als Aperitif oder zu Fischgerichten trinken.

Grauburgunder

In Baden haben sich zwei Stile für den Ausbau des Grauburgunders etabliert. Der traditionelle Ausbau aus sehr reifen und zum Teil edelfaulen Trauben (durch den Pilz Botrytis cinerea) führt zum Ruländer, einem schweren süßen Wein mit Botrytis-Ton. Seit einigen Jahren beginnt der neue Stil den traditionellen Ruländer zu verdrängen. Hierbei werden die Trauben früher gelesen und nur gesunde Trauben verwendet. Es entsteht ein Wein mit mehr Säure und weniger Süße von elegantem Geschmack, der sich hervorragend als Essensbegleiter eignet. Dieser neue Stil wird heute in Baden als Grauburgunder bezeichnet und verkauft.

Nach Österreich wurde die Rebe von Zisterziensermönchen aus dem Burgund im 13. oder 14. Jahrhundert gebracht. Daher auch das Synonym Grauer Mönch. Die größte Verbreitung in Österreich hat der Grauburgunder im nördlichen Burgenland.

Verbreitung

  • Anbaufläche in Deutschland (Stand: 1. März 2008): 4.413 ha (4,1 % der Rebfläche).
  • Anbaufläche in Australien (Stand 2007) ]: 2.469 ha
  • Anbaufläche in Frankreich (Stand 2007): 2.582 ha
  • Anbaufläche in Neuseeland (Stand 2007): Im Jahr 2008 lag die bestockte Rebfläche bei noch steigender Tendenz bei 1.383 Hektar . Im Jahr 2007 lag die Rebfläche noch bei 1.146 Hektar.
  • Anbaufläche in Österreich: ca. 300 ha (0,60 % der Rebfläche).
  • Anbaufläche in der Schweiz: ca. 214 ha (Stand 2007, Quelle: Office fédéral de l’agriculture OFAG)

Die weltweit bestockte Fläche liegt bei ca. 15.000 Hektar.

Die Rebflächen in Deutschland verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Anbaugebiete:

Weinbaugebiet Rebfläche (Hektar)
Ahr 3
Baden 1.636
Franken 48
Hessische Bergstraße 38
Mittelrhein 3
Mosel 79
Nahe 210
Pfalz 1.044
Rheingau 19
Rheinhessen 1.153
Saale-Unstrut 30
Sachsen 41
Stargader Land
Württemberg 105
TOTAL Deutschland 2007 4.413

Quelle: Rebflächenstatistik vom 13. März 2008, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2008 in Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes 2008, Seite 198ff.

Ampelographische Sortenmerkmale

Eine Flasche Ruländer Vollreiflese (Dessertwein) aus Rumänien

In der Ampelographie wird der Habitus folgendermaßen beschrieben:

  • Die Triebspitze ist offen. Sie ist stark weißlich hellgrün behaart. Die Jungblätter sind anfangs spinnwebig behaart um danach fast unbehaart zu sein.
  • Die mittelgroßen dunkelgrünen Blätter sind rundlich, meist ganz oder schwach dreilappig, selten jedoch schwach angedeutet fünflappig. Die Stielbucht ist V-förmig offen. Das Blatt ist stumpf gezähnt. Die Zähne sind im Vergleich der Rebsorten mittelgroß. Die Blattoberfläche (auch Spreite genannt) ist blasig derb.
  • Die walzenförmige Traube ist selten geschultert, mittelgroß und dichtbeerig. Die rundlichen bis ovalen Beeren sind mittelgroß und von rötlich bis roter Farbe, vollreife Trauben wirken häufig grau. Die Schale der Beere ist dünnhäutig bis mittelstark.

Der Grauburgunder treibt mittelfrüh aus und ist somit empfindlich gegen eventuelle späte Frühjahrsfröste. Ihn zeichnet jedoch bei guter Holzreife eine gute Winterfrosthärte aus.

Es handelt sich um eine weinbaulich eher schwierige Rebsorte. Die dünnhäutigen Früchte verlangen eine sehr feinfühlige Bearbeitung, da durch Verletzungen der Schale ihr Saft zu früh freigesetzt wird. Außerdem reagieren sie stark auf Klimaschwankungen (Hitze/Kälte). In kühlen Weinbaugegenden sollten nur Winzer, die über gute südseitige Hanglagen mit fruchtbaren, warmen und genügend kalkhaltigen Böden verfügen, an die Anpflanzung dieser Sorte denken. Sie ist anfällig gegen den Echten Mehltau und den Falschen Mehltau. Des weiteren neigt sie zu Chlorose, Rohfäule und Virusbefall. Im Falle einer Infektion mit der durch Fadenwürmer übertragenen Reisigkrankheit ist der Ernteausfall stärker als im Mittel verglichen mit anderen Rebsorten.

Synonyme

Die Rebsorte Grauburgunder ist auch unter den Namen Affumé, Anche cendrée, Arnaison gris, Arnoison gris, Aserat, Auvergnas gris, Auvergne gris, Auvernas gris, Auvernat gris, Auvernet, Auxerrat, Auxerrois gris, Auxois, Baratszinszölö, Bayonner, beurot, Biliboner, Blauer Riesling, Blauer Traminer, Borgogna grigio, Burgundac sivi, Burgundske sede, Burgundske sive, Burot (in Analogie zu den Wollmänteln (franz.: robe de bure) der Mönche des Mittelalters), Casper, Champagner, Claevner roth, Cordelier gris, Cordonnier gris, Crvena klevanjka, Druher, Drusen, Drusent, Druser, Edelclaevner, Edelklevner, Enfumé, Faultraube, Fauvet, Friset, Fromenteau gris, Fromentot, Grau Clevnet, Grauclevner, Graue Burgunder, Grauer Claevner, Grauer Klevner, Grauer Mönch, Grauer Riesling, Grauer Ruländer, Grauer Tokayer, Grauklaeber, Grauklaevner, Grauklevner, Gris commun, Gris cordelier, Gris de Dornot, Griset, Hamsas szollo, Hamuszölö, Hamvas szölö, Kapuzinerkutten, Klebroth, Kleiner Traminer, Kleingrau, Klevanjka, Klevanjka crvena, Klevner rot, Levraut, Malvasier grau, Malvoisie oder Malvoisien, Mauserl, Mausfarbe, Mönch grau, Molvoisie valais, Moréote gris, Moréote gris rouge, Murys, Muscade, Musler, Noirien gris, Ouche cendrée, Petit gris, Pineau cendrée, Pineau gris, Pinot Beurot, Pinot burot, Pinot cendré, Pinot franc, Pinot Gris, Pinot Grigio, Pinot seryi, Piros kisburgundi, Pirosburgundi, Pyzhik, Rauchler, Rauländer, Raulander, Rehfahl, Reilander, Rheingau, Rheingrau, Rheintraube, Riesling grau, Rohlander, Rolander, Rollander, Rolönder Drusen, Roter Burgunder, Roter Clewner, Roter Klevner, Rothe Savoyertraube, Rother Claevner, Rother Clevner, Rother Clewner, Rother Drusen, Rother Klaevener, Rother Klaevner, Rother Klevner, Rother Rulander, Rothfränkisch, Rouci sedive, Rülander, Rülender, Ruländer sivi, Rulanda, Rulandac sivi, Ruhlandi, Ruländer, Rulandske sede, Ryjik, Ryzik, Schieler, Speierer, Speirer, Speyeren, Speyerer, Speyrer, Spinovy hrozen, Stahler, Strahler, Szürke kisburgundi, Szürke Klevner, Szürkebarát, Tockay gris, Tockayer, Tokay, Tokay d’Alsace (ehem.), Tromenteau gris, Valais, Viliboner, Villibroner, Vinum Bonum, Wilibroner und Zelenak bekannt.

Echter Mehltau – Lexikonartikel

Echter Mehltau sind Pflanzenkrankheiten, die durch Schlauchpilze der Ordnung Erysiphales beziehungsweise deren einziger Familie Erysiphaceae verursacht werden. Die Erysiphales sind eine monophyletische Gruppe obligat biotropher Ektoparasiten auf Bedecktsamern.

Biologie

Erysiphaceenarten wachsen oberflächlich auf ihrem Wirt. Auf der Blattoberfläche bildet sich ein Pilzgeflecht, welches als weißer, abwischbarer Belag erscheint. Dieser bildet so genannte Haustorien aus. Dies sind spezielle Saugorgane des echten Mehltaus, welche sich in den Zellen der Epidermis verankern. So wird der Pilz mit Nährstoffen versorgt. Dabei durchstoßen die Haustorien zwar die Zellwand, nicht jedoch die Plasmamembran. Durch den Entzug von Nährstoffen welkt das Blatt und fällt schließlich ab. Aus dem oberflächlichen Mycel entwickeln sich Konidienträger, auf denen Konidien (Sommersporen) angeordnet sind. Die sich nun verbreitenden Konidien sorgen für die Massenvermehrung während der Vegetationsperiode. Fruchtkörper entstehen am Ende der Vegetationsperiode durch die Verschmelzung unterschiedlich ausgeprägter Pilzfäden an der Oberfläche der befallenen Pflanzenorgane. Die Fruchtkörper enthalten Ascosporen, welche kleiner sind als Konidien.  Der echte Mehltau überwintert mit seinem Mycel in den Knospen der befallenen Pflanze und beginnt mit dem Austrieb selbiger wieder zu wachsen. Das heißt er breitet sich erneut zu einem Geflecht aus und bildet Konidienträger. Die Konidien werden vom Wind verbreitet und bilden neue Infektionsherde.

Es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zu den ebenfalls „Mehltau“ genannten Vertretern der Ordnung Peronosporales, bei denen sich der gräulich-bläuliche Pilz auf der Blattunterseite entwickelt und als Falscher Mehltau bezeichnet wird.

Ökologische Bedeutung

Echter Mehltau ist für einige mycetophage Marienkäferarten lebensnotwendig. So ernähren sich z. B. der Sechzehnfleckige und der Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer ausschließlich von Mehltau.

Gattungen und Arten mit Wirtspflanzen (Auswahl)

  • Blumeria
    • Blumeria graminis beziehungsweise Oidium monilioides (anamorph) an Getreide und Gräsern
      Blumeria gilt erst seit kurzem als eigene Gattung und wurde früher zu Erysiphe gezählt; der Echte Getreidemehltau hieß bis dahin Erysiphe graminis.
  • Erysiphe
    • Erysiphe betae an Rote Rübe; Mangold; Zuckerrübe
    • Erysiphe cichoracearum an Gurke, Eissalat (selten); Endivie; Chicorée (an Samenträgerpflanzen); Schwarzwurzel
    • Erysiphe communis an Feldsalat
    • Erysiphe cruciferarum an Rosenkohl, Chinakohl
    • Erysiphe graminis an Getreide
    • Erysiphe heraclei an Fenchel; Möhre; Petersilie Sellerie; Pastinak

Mehltaubefall von Weinbeeren

Kleistothecium des Eichen-Mehltaues Microsphaera alphitoides auf einem Stiel-Eichenblatt

    • Microsphaera azaleae an Rhododendron
    • Microsphaera begoniae an Knollenbegonien
    • Microsphaera trifolii an Erbsensträuchern, Geißklee, Klee, Lupinen, Platterbsen, Steinklee
  • Oidium
    • Oidium lycopersicum an Tomate
    • Oidium ericinum an Azaleen, Erica und Rhododendron
  • Podosphaera
    • Podosphaera aphanis an Erdbeere
    • Podosphaera leucotricha an Apfel
    • Podosphaera macularis an Hopfen
    • Podosphaera mors-uvae an Stachelbeere und Ribes-Arten
    • Echter Rosentaupilz (Podosphaera pannosa) an Rose; Steinobst
  • Sphaerotheca
    • Sphaerotheca fuliginea an Gurke, Endivie
  • Uncinula
    • Uncinula bicornis an Feld-Ahorn
    • Uncinula necator an Rebe auch Oidium genannt
    • Uncinula tulasnei an Spitz-Ahorn

Im Taxoboxbild ist ein von Uncinula tulasnei befallenes Blatt des Spitz-Ahorns (Acer platanoides) gezeigt. Uncinula tulasnei ist ein spezifischer Ektoparasit des Spitzahorns und gefährdet ungeachtet des manchmal dramatischen optischen Eindrucks den Wirtsbaum nicht ernstlich. Daher ist eine Bekämpfung mit Fungiziden nicht notwendig. Durch Verbrennen des abgefallenen Laubes im Herbst kann die Gefahr eines erneuten Befalls im folgenden Jahr verringert werden.

Detail eines Echten Mehltaus.

Dieses Bild zeigt auf dem weißlichen Myzel die Kleistothecien (Fruchtkörper) als zirka 100 µm große Kugeln in verschiedenen Reifegraden von gelb (unreif) bis schwarz (reif). Bei dieser Vergrößerung kann man an einigen schwarzen Kleistothecien gerade noch einen weißlich erscheinenden Flaum erkennen, der von farblosen Anhängseln gebildet wird. Die Form dieser Anhängsel ermöglicht bei stärkerer Vergrößerung die Bestimmung der Art. So sind diese Anhängsel bei Uncinula tulasnei einseitig gekrümmt zum Unterschied von der auf dem Feld-Ahorn schmarotzenden Art Uncinula bicornis, bei der sie gegabelt sind.

Phytopathologisches Labor und Resistenz

Als obligat biotrophe Ektoparasiten lassen sich alle Echten Mehltaupilze nicht auf Nährmedien kultivieren. Dies stellt für die Erhaltung von Reinkulturen für Resistenzprüfungen von Sorten der verschiedenen Wirtsarten ein Problem dar. Da die Resistenz gegen Echte Mehltauerreger bei einigen Wirtsarten sortenunterscheidendes Merkmal ist, ist auf die Reinerhaltung der Phytopathogene besonderes Augenmerk zu legen. So wird beispielsweise Erysiphe pisi unter semi-sterilen Bedingungen auf Fiederblättern anfälliger Erbsensorten kultiviert. Bei Wirtsarten, bei denen die Resistenz nicht zur Unterscheidung der Sorten dient, kann jedoch ohne weiteres unter natürlichen Befallsbedingungen geprüft werden.

Falscher Mehltau – Lexikonartikel

Falscher Mehltau auf einer Gurke, typisches Mosaikbild auf der Blattoberseite

Der Falsche Mehltau ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Landwirtschaft und dem Gartenbau Europas eine gefürchtete Pflanzenkrankheit. Er wurde erstmals 1878 unter den Namen Plasmo Para beschrieben. Heute fasst man die verschiedenen Falschen Mehltauarten unter der Ordnung Peronosporales der Eipilze zusammen. Im Gegensatz zum Echten Mehltau entsteht auf der Blattunterseite ein gräulich-bläulicher Pilzrasen, weshalb diese Pflanzenkrankheit von den beschreibenden Wissenschaftlern als Falscher Mehltau bezeichnet wurde.

Die frei beweglichen Sporen (Zoosporen) dringen über Spaltöffnungen ins Wirtsgewebe ein, wo sie zwischen den Zellen (interzellulär) das Pilzgeflecht (Myzel) ausbilden. Über Saugfortsätze (Haustorien), welche in die lebenden Zellen eingebracht werden, entnehmen die Pilze der Pflanze Nährstoffe und schädigen sie dadurch. Meist wächst das Myzel aus den Spaltöffnungen wieder aus und bildet hier verzweigte Fruchtkörper (Sporangienträger). Der Nährstoffverlust für die Pflanze lässt die befallenen Blätter vergilben und zum Abfall bringen. Falscher Mehltau verbreitet sich vor allem unter feucht warmen Bedingungen im Feld und auch in Glashauskulturen.

Große wirtschaftliche Bedeutung haben der Falsche Mehltau der Weinrebe, die Kraut- und Knollenfäule der Kartoffeln und der Tabakblauschimmel. Unter feucht-warmen Standortbedingungen sind ebenfalls gefährdet Zuckerrüben, Kopfsalat, Kohlarten und Rosen. Im Gewächshaus kann der Falsche Mehltau bei Gurken zu einem totalen Ernteausfall führen. Von Bedeutung ist auch der Falsche Mehltau bei Sonnenblumen und Hopfen.

Bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts standen nur anorganische Mittel aus Kupferverbindungen zur Bekämpfung des Falschen Mehltau zur Verfügung. Wegen der ökologischen Belastung des Bodenlebens beim Einsatz dieses Schwermetalls ist der Einsatz eingeschränkt und soll demnächst vollständig verboten werden. In der aktuellen Nutzpflanzenproduktion werden überwiegend synthetisch hergestellte systemische Fungizide und Kontaktfungizide prophylaktisch eingesetzt. Eine besondere Rolle bei der Mehltaubekämpfung in der Landwirtschaft und im Weinbau spielt der Pflanzenschutz-Warndienst. Dieser wird von staatlichen Pflanzenschutzämtern und wissenschaftlichen Instituten während der Vegetationsperiode herausgegeben und gibt regional Auskunft darüber, wann auf Grund der Niederschlagsmenge und Temperaturen Bekämpfungsmaßnahmen in Freilandkulturen zu ergreifen sind.

Darüber hinaus erfolgen besondere Forschungsanstrengungen einerseits zwecks Einsatz von Naturstoffen zur Auslösung von Resistenzen gegen den Falschen Mehltau in Nutzpflanzen und andererseits zwecks Züchtung mehltauresistenter Pflanzensorten.

Okulation – Lexikonartikel

Okulation ist eine Art der Pflanzenveredelung, bei der vom Edelreis nur eine ruhende Knospe („Edelauge“) verwendet wird. Die Knospe wird mit einem kleinen Stück der umgebenden Rinde in die als Unterlage bezeichnete Mutterpflanze eingesetzt.

Okuliert wird zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Rinde leicht lösen lässt. Dies ist etwa von Ende Mai bis September der Fall, wobei das Wetter nicht zu trocken und zu heiß sein sollte. Ist dies nicht gegeben, so wird bei Gartenbaubetrieben mit Bewässerung und Harnstoffspritzung nachgeholfen. Auch nach der Okulation ist zu trockenes und heißes Wetter ungünstig, da das Edelauge einige Zeit braucht um anzuwachsen. Ist das Wetter zu trocken und zu heiß würde das Edelauge zu rasch austrocknen und die Okulation könnte misslingen. Zum Zeitpunkt der Entnahme müssen die Knospen am Edelreis ausgereift sein, was häufig erst im Juli der Fall ist. In Mitteleuropa treibt die veredelte Knospe meist erst im darauffolgenden Frühjahr aus, in gegenden mit längerer Vegetationsperiode kann der Austrieb auch noch im selben Jahr erfolgen.

Bei der eigentlichen Okulation wird das Auge flach aus dem Edelreis herausgeschnitten in einer Länge von ca. 1–2 cm. Es ist von Vorteil, wenn man am Edelauge einen kleinen Blattstiel belässt, an dem sich das kleine Edelauge besser in die Hand nehmen lässt, er dient später noch zur Erfolgskontrolle. Danach wird an der Unterlage mit einem sehr scharfen Messer ein Schnitt ausgeführt, der die Rinde so löst, dass das Edelauge entsprechend eingesetzt werden kann. Die Veredlung muss nun verschlossen werden, entweder mit Folienband, Bast oder Schnellverschlüssen (so genannten Okulette), um sie vor Schmutz, Austrocknung und mechanischer Verletzung zu schützen. Der Verschluss drückt das Auge fest an das Kambium der Unterlage und gewährleistet so ein schnelles Anwachsen, welches bei günstiger Witterung nach 14 Tagen geschehen ist. Der Veredelungsvorgang sollte so rasch wie möglich vonstatten gehen, damit die Schnittstellen und besonders das Edelauge nicht antrocknen, dies würde nämlich den Erfolg der Veredelung gefährden.

Besteht zwischen Edelsorte und Unterlage eine Unverträglichkeit, kann zwischen beide ein dünnes Plättchen einer dritten Sorte gelegt werden, mit der beide verträglich sind. Dieses Verfahren nennt man Nicolieren.

Erfolgskontrolle: Ein bis drei Wochen nach der Okulation sieht man am Blattstiel, ob die Veredelung gelungen ist. Wenn der Blattstiel noch prall und hell aussieht und bei leichter Berührung abfällt, oder schon von selbst abgefallen ist, kann man die Veredelung als gelungen bezeichnen. Ist jedoch der Blattstiel eingetrocknet (Aussehen dünn und dunkel) und fällt er auch bei einer leichten Berührung nicht ab, ist die Veredelung nicht gelungen, in diesen Fall ist jedoch eine Nachveredelung noch möglich.

Zum Schutz vor Kälte wird die Veredelungsstelle im Winter mit Erde angehäufelt. Im Frühjahr wird der Winterschutz entfernt, und die über dem veredelten Auge noch befindliche Pflanze abgeschnitten. Durch den Saftdruck der Unterlage treibt das Auge aus, die neu entstandene Pflanze erreicht. 

T-Okulation

In einen T-Schnitt eingefügtes Auge

Bei der T-Okulation wird an der Unterlage mit dem Messer ein T-förmiger Schnitt ausgeführt: Als erstes führt man einen zwei Zentimeter langen Querschnitt durch, welcher nur die wenige Millimeter dicke Rinde durchtrennt. Als nächstes wird ein Längsschnitt, der eine Länge von zwei bis vier Zentimeter aufweist und mit dem Querschnitt bündig abschließt, durchgeführt. Mit Hilfe der Spitze des Okuliermessers werden nun die beiden Rindenflügel hochgezogen, so dass sich die Rinde nach links und rechts vorsichtig lösen lässt. In den so entstandenen Schlitz wird nun das zuvor ausgeschnittene Auge eingesetzt, etwas nach unten geschoben, damit es fest in der Rindentasche liegt und die Rinde wieder zurückgeklappt.

Umgekehrte T-Okulation

Um zu vermeiden, dass Wasser in den Schnitt läuft, wird die umgekehrte T-Okulation ausgeführt. Dabei wird der Querschlitz unterhalb des Längsschlitzes angesetzt, so dass sich als Bild ein auf dem Kopf stehendes T ergibt. Diese Methode wird etwa bei Zitruspflanzen angewendet, ist sonst aber kaum verbreitet.

Plattenokulation

Bei der Plattenokulation wird ein etwa quadratisches Stück Rinde rund um das Edelauge abgehoben. Ebenso wird am Edelreis eine gleich große quadratische Fläche von Rinde befreit und dort das Edelauge aufgesetzt. Diese Methode wird erfolgreich bei Walnuss und Hickory angewendet.

Ring-Okulation

Die Ring-Okulation funktioniert prinzipiell wie die Platten-Okulation. Allerdings wird am Edelreis ein ganzer Rinden-Ring gelöst und auf eine entsprechend passende, von Rinde befreite Stelle auf der Unterlage befestigt.

Chip-Veredelung

siehe Chip-Veredelung

Auch bei der Chip-Veredlung wird von der Edelsorte nur eine Knospe verwendet. Im Gegensatz zur T-Okulation wird die Knospe nicht in einen Schlitz hinter die Rinde gesetzt, sondern an der Unterlage wird ein Stück, in passender Größe und Form für das Edelauge, ganz von Rinde befreit.