Die Deutsche Weinkönigin ist die auf ein Jahr gewählte Repräsentantin des deutschen Weines. Um das Amt bewerben sich die Gebietsweinköniginnen der mittlerweile dreizehn deutschen Anbaugebiete für Qualitätswein.
Geschichte
Anfänge
1931 kürte erstmals ein deutsches Weinbaugebiet, die Pfalz, eine Weinkönigin. Die Idee stammte von dem pfälzischen Verleger Daniel Meininger. Er persönlich bestimmte damals Ruth Bachroth aus Pirmasens in der Westpfalz, wo gar kein Wein angebaut wird, zur Weinkönigin. Ihre Nachfolgerin Cilly Seitz wurde dann 1932 erstmals gewählt. Bereits 1933 ging das Ritual in die Hände der nationalsozialistischen Machthaber über.
Weil die Pfälzische Weinkönigin deutschlandweit die einzige Weinkönigin war, repräsentierte sie bis 1939 und dann wieder von 1947 bis 1949 ohne zusätzliche Wahl in Personalunion neben dem pfälzischen auch allgemein den deutschen Wein. Auch 1949 gab es nur eine Wahlhandlung, aber im Anschluss an die Wahl wurde Elisabeth Kuhn aus Diedesfeld auch offiziell zur Deutschen Weinkönigin bestimmt, die damit einzige Pfälzische und Deutsche Weinkönigin in ein und demselben Jahr war.
Kriterien für die Kandidatur
Seit 1950 wird die Deutsche Weinkönigin in einer eigenen Wahl ermittelt: Jedes deutsche Anbaugebiete wählt alljährlich seine regionale Weinkönigin; aus der Mitte der Gebietsweinköniginnen wird im Folgejahr die Deutsche Weinkönigin gewählt. Bis 1999 galt die Bedingung, dass die Kandidatinnen ledig sein mussten – also weder verheiratet noch geschieden sein durften – und aus einer Winzerfamilie zu stammen hatten. Seit dem Jahr 2000 verlangen die Richtlinien von den Bewerberinnen lediglich noch eine „eindeutige und starke Verbundenheit mit deutschen Weinen“, nachzuweisen durch „eine entsprechende weinbezogene Berufsausbildung und/oder eine familiäre Bindung mit dem heimischen Weinbau und/oder die Qualifikation als Gebietsweinkönigin“. Außerdem müssen die Bewerberinnen am Tag der Wahl mindestens 18 Jahre alt sein.
Wandel der Anforderungen
Über 30 Jahre lang entsprachen die Weinköniginnen dem traditionellen Bild des hübschen, braven Mädchens in Tracht; nur das ursprüngliche Zepter wich 1966 einem Weinglas. Als „echte Töchter der Weinberge, von kräftiger Statur, kerngesund und apfelbäckig“ beschrieb 1950 etwa die Süddeutsche Zeitung die Kandidatinnen. Die Prüfungen bestanden damals unter anderem darin, einen Walzer zu tanzen und eine Rede zu halten.[2] Bis Ende der 1950er Jahre beschränkten sich die Repräsentationspflichten der deutschen Weinkönigin im Wesentlichen auf die inländischen Absatzmärkte. Es gab Auftritte bei Weinfesten, der Grünen Woche und gesellschaftlichen Ereignissen wie der Verleihung des Deutschen Weinkulturpreises. Auslandsreisen wie nach Belgien (Irmgard Mohler) oder Spanien (Wilma Seyer, später Scholl) blieben die Ausnahme. Der damalige Außenminister Heinrich von Brentano erkannte allerdings das diplomatische Potenzial für das Image der jungen Bundesrepublik, als er Wilma Seyer bei den von ihm angeregten Diplomatenweinwochen im Kloster Eberbach präsentierte. Bereits im darauffolgenden Jahr reiste mit der damals noch Pfälzischen und späteren Deutschen Weinkönigin Christel Koch erstmals eine Weinkönigin aus Deutschland in die USA.
In den 1980er Jahren begann sich das Bild der Weinkönigin in der Öffentlichkeit grundlegend zu wandeln, vor allem aufgrund des Auftretens von Persönlichkeiten wie Karin Molitor (1982/83) und Petra Mayer (1988/89). Im Jahr 1981 wurde das bis dahin für Fototermine obligatorische Dirndl abgeschafft. Ab den 1990er Jahren wurde das Amt für junge Winzerinnen und am Weinbau interessierte Frauen immer mehr zum Karrieresprungbrett in der Politik (Julia Klöckner), im Marketing (Katja Schweder, Evelyn Schmidt), in der Gastronomie (Carina Dostert) oder im eigenen Betrieb (Sandra Hake, Sylvia Benzinger). Ohne fundierte Fachkenntnisse sind Kandidatinnen heute chancenlos. Gutes Aussehen und Tanzbegabung sind keine ausschlaggebenden Gründe mehr, vielmehr werden neben fundierten Kenntnissen in Önologie und Kellertechnik auch Eloquenz und Schlagfertigkeit sowie Fremdsprachenbeherrschung und Exportwissen verlangt. Deshalb wurde 2009 in Neustadt an der Weinstraße ein Vorbereitungsseminar für die Kandidatinnen eingeführt.
Wahl
Orte
Die Wahl wird vom Deutschen Weininstitut (DWI) mit Sitz in Mainz veranstaltet; sie findet traditionell im Saalbau in Neustadt an der Weinstraße im Rahmen des Deutschen Weinlesefestes am Freitag des zweiten Festwochenendes im Oktober statt. Vom üblichen Wahlort kann aus wichtigen Anlässen abgewichen werden; die Wahlorte neben Neustadt an der Weinstraße waren:
- 1952 Freiburg im Breisgau
- 1954 Heilbronn
- 1957 Würzburg
- 1960 Bad Dürkheim
- 1963 Mainz
- 1966 Stuttgart
- 1969 Offenburg
- 1972 Stuttgart
- 1975 Stuttgart
- 1984 Trier
- 1988 Berlin
- 1993 Bad Neuenahr-Ahrweiler
- 1998 Freyburg (Unstrut)
- 2006 Dresden (800-jähriges Stadtjubiläum des bedeutendsten Ortes im Sächsischen Weinbaugebiet)
- 2009 Heilbronn
Am 19. Mai 2009 unterzeichneten das DWI und der Oberbürgermeister von Neustadt an der Weinstraße einen Vertrag, der Neustadt als Krönungsstätte bis zum Jahr 2020 festschreibt. Von dieser Regel darf höchstens dreimal pro Dekade abgewichen werden, „um auch anderen deutschen Weinbauregionen die Möglichkeit zu geben, mit der Krönung auf Sonderveranstaltungen und Jubiläen zu reagieren.“
Wahlmodalitäten
In letzter Zeit wurde der Wahlmodus mehrmals geändert. Alle 13 Gebietsweinköniginnen stellen sich nun zunächst einer öffentlichen Fachbefragung, die von etwa 70 Jurymitgliedern durchgeführt und von den Veranstaltungsgästen mitverfolgt wird. Von den 13 Kandidatinnen werden sechs nominiert, die im zweiten Durchgang während der feierlichen Galaveranstaltung Spontaneität, Charme und Witz beweisen müssen. Das SWR-Fernsehen überträgt die Befragungsrunde einen Tag später als Aufzeichnung, die Gala wird live gesendet.
Aus den sechs verbliebenen Kandidatinnen werden eine Königin und meist zwei, in seltenen Fällen auch drei Prinzessinnen gekürt. Während ihrer einjährigen Amtszeit bewerben Königin und Prinzessinnen den deutschen Wein auf Messen, Weinfesten und anderen Veranstaltungen, auch im Ausland.
Wahlergebnisse
Alle Deutschen Weinköniginnen seit 1949
# | Jahr | Weinkönigin | Lebensdaten | Alter bei Amtsantritt |
Weinbaugebiet | Herkunftsort |
---|---|---|---|---|---|---|
1. | 1949/1950 | Elisabeth Kuhn, später Gies | 1930 | 19 | Pfalz | Diedesfeld |
2. | 1950/1951 | Marie-Elisabeth Pütz, später Steffen | 1925 | 25 | Mosel-Saar-Ruwer (seit 2006 Mosel) | Saarburg |
3. | 1951/1952 | Gisela Koch | Mittelrhein | St. Goarshausen | ||
4. | 1952/1953 | Elisabeth Huber | Baden | Neuweier | ||
5. | 1953/1954 | Mathilde Machwirth | Nahe | Guldental | ||
6. | 1954/1955 | Erika Hofmann | Rheinhessen | St. Johann | ||
7. | 1955/1956 | Irmgard Mohler | 1937–1981 | 18 | Pfalz | Bad Bergzabern |
8. | 1956/1957 | Margret Hoffranzen, später Wilmes | ?–2002 | Mosel-Saar-Ruwer | Mehring | |
9. | 1957/1958 | Karoline Hartmann | 18 | Franken | Rödelsee | |
10. | 1958/1959 | Rosemarie Schreck | 24 | Franken | Klingenberg | |
11. | 1959/1960 | Wilma Seyer, später Scholl | 1939 | 20 | Rheingau | Kiedrich |
12. | 1960/1961 | Christel Koch | 18 | Pfalz | Ungstein | |
13. | 1961/1962 | Marlies Kaiser | 22 | Rheinhessen | Dintesheim | |
14. | 1962/1963 | Maritta Heinzen | 19 | Ahr | Ahrweiler | |
15. | 1963/1964 | Inge Schwaab, später Heidenreich | Mosel-Saar-Ruwer | Zeltingen | ||
16. | 1964/1965 | Marita Bäuerlein | 20 | Franken | Volkach | |
17. | 1965/1966 | Waltraud Hey | 19 | Pfalz | Oberotterbach | |
18. | 1966/1967 | Ilse Theobald | 22 | Nahe | Hochstätten | |
19. | 1967/1968 | Ruth Collet, später Kutz | Mosel-Saar-Ruwer | Reil | ||
20. | 1968/1969 | Brigitte Wolf | 21 | Franken | Veitshöchheim | |
21. | 1969/1970 | Marika Gebhardt | 19 | Rheingau | Martinsthal | |
22. | 1970/1971 | Erika Sinß | 18 | Nahe | Windesheim | |
23. | 1971/1972 | Ruth Kröther | 20 | Pfalz | Freinsheim | |
24. | 1972/1973 | Ulrike Seyffardt, später Neradt | Rheingau | Martinsthal | ||
25. | 1973/1974 | Ingrid Kurth | 21 | Ahr | Bad Neuenahr-Ahrweiler | |
26. | 1974/1975 | Doris Emmerich | 1954 | 20 | Nahe | Waldböckelheim |
27. | 1975/1976 | Edelgard Bauer | 1955 | 20 | Nahe | Kirschroth |
28. | 1976/1977 | Friedlinde Gurr, später Gurr-Hirsch | 1954 | 22 | Württemberg | Untergruppenbach |
29. | 1977/1978 | Gisela Faber | Baden | Freiburg | ||
30. | 1978/1979 | Heike Schmitt | 19 | Rheinhessen | Nierstein | |
31. | 1979/1980 | Rita Moog, später Moog-Fischer | Mosel-Saar-Ruwer | Valwig | ||
32. | 1980/1981 | Regine Usinger, später Usinger-Frank | 1958 | 22 | Rheinhessen | Nackenheim, Weingut Gunderloch |
33. | 1981/1982 | Hildegard Weber | Pfalz | Gönnheim | ||
34. | 1982/1983 | Karin Molitor, später Molitor-Hartmann | 1962 | 20 | Franken | Sommerach |
35. | 1983/1984 | Carola Geiger, später Geiger-Kaiser | 1962 | 21 | Württemberg | Weinsberg–Grantschen |
36. | 1984/1985 | Ursula Maur | Ahr | Mayschoß | ||
37. | 1985/1986 | Mechthild Meyer, später Weis | 1962 | 23 | Mosel-Saar-Ruwer | Waldrach |
38. | 1986/1987 | Helga Drauz, später Drauz-Oertel | 1967 | 19 | Württemberg | Heilbronn |
39. | 1987/1988 | Jutta Fassian, später Fassian-Emmrich | Mosel-Saar-Ruwer | Mehring | ||
40. | 1988/1989 | Petra Mayer | 1966 | 22 | Baden | Schliengen |
41. | 1989/1990 | Renate Schäfer | 1968 | 21 | Franken | Astheim |
42. | 1990/1991 | Birgit Schehl, später Rebholz-Schehl | 1969 | 21 | Pfalz | Hainfeld |
43. | 1991/1992 | Lydia Bollig, später Bollig-Strohm | 1970 | 21 | Mosel-Saar-Ruwer | Trittenheim |
44. | 1992/1993 | Astrid Bechtel | 1972 | 20 | Rheinhessen | Worms-Heppenheim |
45. | 1993/1994 | Sandra Hake | 1970 | 23 | Saale-Unstrut | Freyburg |
46. | 1994/1995 | Ulrike Neymeyer | 1968 | 26 | Baden | Endingen |
47. | 1995/1996 | Julia Klöckner | 1972 | 23 | Nahe | Guldental |
48. | 1996/1997 | Ines Hoffmann | 1972 | 24 | Sachsen | Dresden |
49. | 1997/1998 | Natascha Thoma, später Thoma-Widmann | 1971 | 26 | Baden | Ebringen |
50. | 1998/1999 | Susanne Völker, später Nett | 1974 | 24 | Rheinhessen | Oppenheim |
51. | 1999/2000 | Simone Renth, später Renth-Queins | 1973 | 26 | Rheinhessen | Schwabenheim |
52. | 2000/2001 | Carina Dostert, später Curman | 1979 | 21 | Mosel-Saar-Ruwer | Nittel |
53. | 2001/2002 | Petra Gärtner | 1980 | 21 | Hessische Bergstraße | Zwingenberg |
54. | 2002/2003 | Judith Honrath | 1980 | 22 | Nahe | Langenlonsheim |
55. | 2003/2004 | Nicole Then | 1980 | 23 | Franken | Sommerach |
56. | 2004/2005 | Petra Zimmermann | 1984 | 20 | Mosel-Saar-Ruwer | Temmels |
57. | 2005/2006 | Sylvia Benzinger | 1978 | 27 | Pfalz | Kirchheim an der Weinstraße |
58. | 2006/2007 | Katja Schweder | 1980 | 26 | Pfalz | Hochstadt |
59. | 2007/2008 | Evelyn Schmidt | 1983 | 24 | Sachsen | Radebeul |
60. | 2008/2009 | Marlies Dumbsky | 1985 | 23 | Franken | Volkach |
61. | 2009/2010 | Sonja Christ | 1984 | 25 | Mosel | Oberfell |
Häufigkeit der Wahl nach Weinbaugebieten
Königin aus dem Weinbaugebiet | Wahljahr | Anzahl |
---|---|---|
Ahr | 1962, 1973, 1984 | 3 |
Baden | 1952, 1977, 1988, 1994, 1997 | 5 |
Franken | 1957, 1958, 1964, 1968, 1982, 1989, 2003, 2008 | 8 |
Hessische Bergstraße | 2001 | 1 |
Mittelrhein | 1951 | 1 |
Mosel-Saar-Ruwer (seit 2006 Mosel) | 1950, 1956, 1963, 1967, 1979, 1985, 1987, 1991, 2000, 2004, 2009 | 11 |
Nahe | 1953, 1966, 1970, 1974, 1975, 1995, 2002 | 7 |
Pfalz | 1949, 1955, 1960, 1965, 1971, 1981, 1990, 2005, 2006 | 9 |
Rheingau | 1959, 1969, 1972 | 3 |
Rheinhessen | 1954, 1961, 1978, 1980, 1992, 1998, 1999 | 7 |
Saale-Unstrut (Teilnahme seit 1990) | 1993 | 1 |
Sachsen (Teilnahme seit 1990) | 1996, 2007 | 2 |
Württemberg | 1976, 1983, 1986 | 3 |
Hallo, im ersten Absatz wird von einem populären Gauleiter gesprochen.
Diesen Satz sollte man tunlichst streichen.
Gauleiter waren immer unsympathisch !
Gerd v Hoff
Hallo Gerd..
Danke für den Hinweis, habe ihn rausgenommen. Manchmal schlimm wenn das copy & past nicht überprüft.
Hoffe der Blog gefällt Dir trotzdem und ich würde mich über konstruktive Kritik immer freuen.
Nur kurze Frage. Wie hast Du meinen Blog gefunden und womit verdienst Du Dein Geld.
Gruss
Christoph